Nachricht aus der Liederszene

13. 4. 2023 Die Kraft der Musik

Zum Tode von Wolfgang Rumpf

Die Kraft der Musik                                           
Zum Tode von Wolfgang Rumpf

Ausgerechnet Wolfgang … so ein Baum von einem Mann, immer super fit und trainiert, seit ich ihn ein bisschen kennenlernen durfte (was lange her ist); ausgerechnet einer, der zwar auch schon die 70 vollendet hatte, aber nie so gewirkt hat, auch nicht zuletzt. Auf dem Fahrrad hat’s ihn erwischt, von einem Augenblick zum anderen – was für ein Schock.
Eine schöne Seite gibt’s im Netz, die „Last Radio Poets“ heißt – und in persönlichen Porträts, Sende-Mitschnitten und Gesprächen daran erinnert, das Radio an sich auch in populäreren Bereichen ja mal weltenweit weg war von Dudelfunk und Volksbespaßung; auch Wolfgang gehörte (und gehört für immer!) zu diesen immer seltener werdenden Unikaten einer Kunstform, für deren Erhalt mittlerweile immer verzweifelter gekämpft werden muss. Dass Wolfgang nach dem Abschied aus der Bremer Festanstellung als Juror Teil der „Liederbestenliste“ wurde und sich dort in der Förderpreisjury engagierte, war und blieb Teil dieses Kampfes. Als Gast blieb er natürlich präsent im Programm des kleinen und oft wunderbar widerspenstigen Senders in Bremen, dessen Musik-Profil er zuvor über eineinhalb Jahrzehnte mit geprägt hatte: als Musik-Chef. Auf der Webseite des Senders haben Arne Schumacher und Katrin Krämer einfülsam an die Stationen von Wolfgangs Bremer Weg erinnert . In meisterhaft recherchierten und montierten Serien reflektierte er beispielhaft Geschichte und Geschichten der populäreren Musik wie der Medien, denen sie den haltbaren Erfolg verdankten; wobei er dem Markt, dem „business“ rund um die Musik und deren Erfolge, mit grundsätzlicher Vorsicht und Skepsis gegenüberstand.
Mit fundiertem Argwohn sogar – denn er begriff Musik ja nicht nur außen, nicht nur, weil er Musik studiert hatte – Wolfgang Rumpf war Musiker. Einer zumal, der sich fern hielt von den marktkonformen Schubladen und vom allgegenwärtigen Kästchen-Denken im Alltag des Produzierens wie viel zu oft auch des Rezipierens. Auch deshalb wirkte er so besonders und anders, als er 1986 als gebürtiger Badenser und vom Sender SWR 3, der populären Welle im Südwestrundfunk, an die Weser kam und in die Redaktion „Aktuelle Kultur“ von Radio Bremen - ich war damals schon eine kleine Weile da und freute mich, als Gast-Moderator eine kleine Rolle zu spielen in der fundamentalen Reform der traditionsreichen Kulturwelle des Hauses. Neu war das „Journal am Morgen“: thematisch sehr freihändig gemischt aus Kultur und Politik, mit festen Rubriken etwa für neue Bücher; und darüber hinaus (und vor allem!) musikalisch so sortiert, wie Wolfgang Musik mochte – im Wechsel aus klassischem Material auf der einen Seite und auf der anderen Jazz und Blues, gern auch mit folkloristischen Unterton. Van Morrison etwa –so sagte er damals, so erinnere ich mich heute- passe immer.
Das war ungewöhnlich, aber beispielhaft Mitte der 80er Jahre. Und mittendrin in Bremen war (ebenso beispielhaft) Wolfgang Rumpf - ein Mensch fast ganz aus Musik, ein Propagandist der Kultur über alle Grenzen hinweg, sicher im Urteil, aber ohne jedes Vor-Urteil. So behalten die Jurorinnen und Juroren auch der „Liederbestenliste“ Wolfgang Rumpf jetzt in Erinnerung, wie die Kolleginnen und Kollegen von früher.
Es war eine Freude, ein Glück und eine Ehre, von der Partnerschaft mit ihm zu profitieren; und von Kraft der Musik, wie er sie gelebt hat - bis gerade eben noch und wie damals, als die Bremer Zeit für ihn begann.

Michael Laages 

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